Die Köchin

 

Die Köchin

 

 

 

Wenn Antonia Wimmer sich ärgerte, begann sie zu kochen. Nicht etwa vor Zorn, wie es einem profaneren Charakter als dem ihren unterlaufen wäre, nein, Antonia Wimmer stand krummbeinig in ihrer wohlsortierten Küche und bereitete Fleischgerichte zu. Als Tochter des Fleischermeisters Adrian Wimmer hatte Antonia bereits seit früher Kindheit eine innige Beziehung zu Fleisch und dessen Verarbeitung entwickelt. Gerne erinnerte sie sich an die Momente stillen Glücks, in denen sie dem Vater bei seiner Arbeit hatte assistieren dürfen. Manchmal erzählte sie ihren vier Windhunden kleine Anekdoten aus jenen Tagen, die so fern in der Vergangenheit lagen, dass die Erinnerungen sich in ihrem Kopf anfühlten wie alte Polaroidfotos. „Immer wenn wir Schmalz auskochten, gab das diesen ganz speziellen Geruch. Ähnlich wie bei der Schlachtung, wenn du die Haut abbrühst, wegen der Borsten. Ein Schwein riecht eben wie ein Schwein, von Innen wie von Außen und wenn du es auskochst, weiß gleich ein Jeder, der eine Nase hat: Aha, lecker Schwein! Das ganze Dorf kam zum Hof gelaufen, wenn wir unser Schmalz kochten.“ erzählte Antonia zum Beispiel und die Salukis lagen aufmerksam zu ihren Füßen und schauten auf jede Bewegung ihrer Lippen, die sich bisweilen zu einem kleinen Lächeln verzogen. Der Vater, von dem sie so gerne erzählte, war schon lange tot und begraben, ebenso ihre Mutter und die vier Geschwister, allesamt von Antonia überlebt, die sich dem siebzigsten Lebensjahr näherte. Sie bewohnte immer noch den alten Hof der Familie, der etwas abgeschieden am Rand einer rasch wachsenden Kleinstadt lag und obwohl der Hof für Antonia alleine längst viel zu groß geworden war, konnte sie sich nicht an den Gedanken eines Umzugs gewöhnen. „Ich bin vielleicht schon etwas rostig, aber immer noch rüstig!“ stellte sie lachend fest, als sich ihre Nachbarin Rita Bergheim einmal vorsichtig nach ihren Plänen für die Zukunft erkundigte. Antonia Wimmer lachte gern, sie war eine fröhliche, kernige alte Dame.

An diesem verregneten Oktoberabend war Antonia Wimmer jedoch nicht nach Gelächter zumute. Auf das Höchste verärgert stand sie in ihrem Wohnzimmer und stierte durch dicke Brillengläser auf eine schwarz vermummte Gestalt hinab, die zusammengekrümmt an einen einfachen Holzstuhl gefesselt war und aus einer schrecklichen Kopfwunde blutete. Das rundliche Gesicht in zornige Falten geworfen, einen stämmigen Arm in die breite Hüfte gestemmt, starrte Antonia kurzsichtig auf die zitternde Gestalt hinab, der alte Nothammer, der dem Fremden die üble Platzwunde zugefügt hatte, lag locker in ihrer rechten Hand. Ihre Hunde saßen stumm um den Einbrecher herum und hechelten. Als Wachhunde waren die Salukis keine große Hilfe, doch Antonia verließ sich ohnehin ganz auf ihren Nothammer. „Was haben Sie in meinem Haus zu suchen?“ fragte sie den Gefesselten drohend. „Es tut mir leid.“ murmelte der Mann leise. „Ich habe nicht um eine Entschuldigung gebeten.“ Antonias Stimme klang kalt und abweisend, der Fremde auf dem Holzstuhl zitterte noch etwas mehr, sein Kopf neigte sich leicht zur Seite. „Entschuldigung.“ flüsterte er, dann begann er das Bewusstsein zu verlieren. Antonia trat grob nach seinem Schienbein. „Hier geblieben.“ grollte sie finster und ihr Gesicht verzog sich zu einer düsteren Grimasse. Die Hunde, die ihre Verstimmung spürten und wussten, wozu sie in einer solchen Gemütsverfassung fähig war, verkrochen sich winselnd auf ihre Decken im Flur. Der Vermummte tauchte mit einem schmerzerfüllten Stöhnen aus seiner Ohnmacht auf. Antonia beugte sich nah an ihn heran und zog mit einer kraftvollen Bewegung die schwarze Skimütze von seinem Kopf. Ein blasses Gesicht, kaum älter als fünfundzwanzig Jahre, von Blut und Rotz zu einer Maske des Elends verschmiert, kam darunter zum Vorschein. „Du meine Güte.“ entfuhr es Antonia Wimmer bestürzt. „Du bist ja noch ein Küken!“ In der überraschten Stille war der gehetzte Atem des wehrlosen Mannes laut im Wohnzimmer zu hören. Doch Antonia überwand ihre Bestürzung rasch, mit einem kleinen Räuspern begann sie den Nothammer zu schwingen. „Nun gut.“ stieß sie brüsk hervor. „Hast du noch etwas zu sagen?“ Der Einbrecher starrte auf den schwingenden Nothammer und begann laut zu weinen, aus dem Flur antwortete das besorgte Winseln der Hunde. „Ich meine es ernst, mein Junge.“ grollte Antonia Wimmer. „Zegrete.“ nuschelte der Fremde mit entsetzensschwacher Stimme. „Wie bitte?“ Der Nothammer schwang immer schneller in Antonias Hand, ruhig verlagert sie das Gewicht ihres Körpers auf das rechte Bein, um einen besseren Stand zu haben. „Zigarette. Eine Zigarette. Bitte.“ sprudelte es aus dem jungen Mann heraus, Tränen und Rotz liefen hemmungslos über sein angstverzerrtes Gesicht. „Ach, ein Raucher. Das ist schade.“ sagte Antonia und schlug erbarmungslos zu. „Ich wollte saure Lunge machen, aber das kann ich ja wohl vergessen. Nun gut.“ Antonia holte noch einmal aus und versetzte dem zuckenden Körper einen finalen Schlag gegen den Schädel. „Dann eben Sauerbraten.“ schnaubte sie resolut.

 

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Antonias Sauerbraten:

 

Sud: Drei kräftige Spritzer Essigessenz auf 1 ½ Liter Wasser, dazu die Scheiben einer großen Gemüsezwiebel, Lorbeer, Gewürznelken und Wacholder in rationalen Mengen. Den Sud aufkochen und anschließend erkalten lassen.

Fleisch: Vom Rind empfiehlt sich das Falsche Filet, knapp 1 ½ Kilo. Vom Einbrecher, der sich leider als Raucher entpuppt, bietet sich ein Schinkenbraten von vergleichbarem Gewicht zur Verarbeitung an.

Zubereitung: Den Braten für eine Woche ins kalte Sudbett legen und an einem kühlen Ort aufbewahren. Am Tag vor der Zubereitung das Fleisch abtropfen lassen, rundherum mit mittelscharfem Senf bestreichen und scharf anbraten, bis es schön gebräunt ist. Mit dem Sud ablöschen, aufkochen und erneut über Nacht zur Ruhe stellen. Am nächsten Tag bei mäßiger Hitze zwei Stunden lang simmern lassen. Das Fleisch ist nun butterzart und bereit für den Tisch. Für die Sauce empfiehlt es sich, ein wenig von Antonias hausgemachter Gemüsebrühe mit dem reduzierten Sud zu vermengen. Pfeffer aus der Mühle darf nicht fehlen und ein Glas Rübenkraut, um dem Essig die Spitze zu nehmen. Mit Mehl abbinden und fertig ist die wunderbare Sauce zum Sauerbraten. Die beigefügten Rosinen verstehen sich von selbst.

Als Beilage bereitet Antonia gerne Salzkartoffeln aus dem eigenen Garten und gedünsteten Rosenkohl mit einem Stich Butter zu. Saisonal können diese Beilagen jedoch variieren.

Dessert: Cremé Catalan. 1 Liter Milch, 10 Eigelb, 2 Päckchen Vanillezucker, etwa 40 Gramm Speisestärke. Das Mark einer Vanilleschote nicht zu vergessen und eine geriebene Tonkabohne. Bei Bedarf Zucker, denn Antonia mag es lieber weniger süß. Die Zutaten unter rühren aufkochen, die heiße Masse in Schälchen füllen und erkalten lassen. Mit einer zarten Schicht aus braunem Rohrzucker bestreuen und karamellisieren. Dazu passen frisch gepflückte Himbeeren.

 

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Rückblickend war Antonia Wimmer froh, sich für das Sauerbraten-Rezept entschieden zu haben. Die sieben Tage, die der Braten im Sud benötigte, verbrachte sie mit der Beseitigung der restlichen Leiche und so hatte sie, während der schweißtreibenden Arbeit des Zerlegens, immer ein lukullisches Ziel vor Augen, auf das sie sich freuen konnte. Ein Großteil des jungen Mannes landete im massiven Fleischwolf, den Antonia aus der Fleischhauerei des Vaters übernommen hatte. Zerkleinert, vorgekocht und portionsweise mit Gemüse eingefroren, wanderte das Fleisch als Hundefutter für den Winter in deine der großen Gefriertruhen im Keller. Besondere Stücke wurden eingeschweißt, sorgfältig beschriftet und im Gefrierschrank in der Küche eingelagert. „Filet vom Jungschwein X“ schrieb Antonia in ihrer feinsäuberlichen Handschrift, oder „Braten vom Jungschwein X, 2Kg“. Knochen, Zähne, Haare und Nägel des Toten wurden in einer speziellen Mühle zu feinem Pulver gemahlen und dem Hühnerfutter beigemengt. Antonia Wimmer hielt ausgesprochen schöne Legehennen, deren Eier in der ganzen Region für ihre dunkelgelben Dotter und die besonders kräftige Schale bekannt waren. Was von dem gescheiterten Einbrecher noch übrig blieb, wanderte zerkleinert auf den riesigen Komposthaufen, um den mächtigen Kürbispflanzen, die sich dort umeinander rankten, als Dünger zu dienen.

Am Tag des Anbratens telefonierte Antonia Wimmer mit ihrer Nachbarin Rita Bergheim, um sie für den kommenden Mittag zum großen Sauerbratenschlemmen einzuladen. Rita Bergheim nahm die Einladung mit Freuden an, seit ihr Mann Willi an einem Herzinfarkt verstorben war, bereitete sie nur noch einfache Fertiggerichte für sich zu, die Aussicht auf den Genuss eines herrlichen Sauerbratens versüßte ihren Tag. Und so saßen die beiden Damen genüsslich schmausend an Antonia Wimmers herbstlich dekoriertem Esstisch, als Polizeiinspektor Brandt herrisch an die Eingangstür klopfte. Mit großspurigen Worten und ausladenden Gesten stapfte er ins Haus und wollte sich selbst durch einen angebotenen Teller Sauerbratens nicht erweichen lassen, kurz am Tische Platz zu nehmen. Drängende Fragen lagen ihm auf der Zunge, enormer Termindruck lastete auf seinem breiten Kreuz, Frau Wimmer müsse verstehen. Antonia setzte sich zurück an den Esstisch und tauschte vielsagende Blicke mit Rita Bergheim aus. Polizeiinspektor Brandt ragte breitschultrig in den Raum und legte unverzüglich sein Anliegen dar: Ein junger Mann aus dem Drogenmilieu werde seit einer Woche vermisst, er habe in der Szene damit geprahlt, Antonia Wimmers Hof überfallen zu wollen. Freunde hätten ihn am letzten Donnerstag in der Nähe ihres Grundstücks abgesetzt, der Vermisste sei aber nicht zum vereinbarten Treffpunkt zurückgekehrt. Seine Lebensgefährtin habe sich nun, in tiefster Besorgnis, an die Polizei gewandt. Natürlich sei ihm und dem gesamten Polizeiapparat die bizarre Situation ausgesprochen unangenehm, doch müsse man einer jeden Spur auf den Grund gehen. Der Polizeiinspektor war während seiner umständlichen Rede ganz atemlos geworden, mit rotem Kopf stand er vor den unbeeindruckt wirkenden Damen und rang um Luft. „Und was habe ich mit dieser leidigen Angelegenheit zu schaffen?“ fragte Antonia Wimmer, die ihren leergegessenen Teller von sich schob und mit strenger Miene damit begann, ihre Brille zu reinigen. Die überhebliche Selbstsicherheit der alten Frauen verunsicherte Inspektor Brandt bis in die Knochen, der sich plötzlich an die Zeit bei seiner herrischen Großmutter und an ihre hundsgemeinen Ohrfeigen zurückerinnert fühlte. Ohne es zu bemerkten, griff er sich an die linke Wange, die in seinen Kindertagen so oft von ihrem harten Schlag gebrannt hatte. „Nun, war er hier?“ fragte er unbeholfen. „Wer?“ fragte Antonia zurück, sie schob sich energisch die Brille auf die Nase zurück und starrte durch spiegelblanke Augengläser zum schwitzenden Inspektor empor. „Nun, der Vermisste.“ antwortete der ein wenig hilflos. „Wo, hier?“ Antonia deutete auf ihr sauber aufgeräumtes Wohnzimmer, Inspektor Brandt folgte ihrer Handbewegung mit geröteten Augen. Sein Blick glitt über eine handelsübliche Schrankwand, einen altertümlichen Röhrenfernseher, diverse Hundebettchen und Topfpflanzen. „Ja, Frau Wimmer,“ erwiderte Brandt mit einem Schulterzucken. „haben Sie ihn gesehen?“ „Wissen Sie, Inspektor, ich sehe mittlerweile leider wirklich sehr schlecht. Aber den Hunden wäre es bestimmt aufgefallen, wenn sich jemand hier herumgetrieben hätte. Ist euch jemand aufgefallen, meine Lieben?“ Umständlich drehte sich Frau Wimmer zu den Windhunden um und nickte aufmunternd. Die Salukis, die sich bei der Ankunft des Polizeiinspektors nicht von ihren Plätzen bewegt hatten, hoben kurz die Köpfe und wedelten sanftmütig. „Sieht nicht so aus.“ murmelte Inspektor Brandt resigniert. „Wie bitte?“ fragte Antonia Wimmer streng. „Es hat nicht den Anschein!“ schrie der Inspektor übertrieben laut. „Nun gut, ich muss weiter! Ich lasse Ihnen meine Karte hier, nur für den Fall, dass Ihnen noch etwas einfällt! Vielen Dank für das Gespräch!“ Die alte Dame erhob sich nicht von ihrem Platz, sie sah dem Inspektor mit hochgezogener Augenbraue hinterher, der eilig das Wohnzimmer verließ, draußen in seinen schwarzen Mercedes flüchtete und mit quietschenden Reifen vom Hof fuhr. Ärgerlich schob Antonia Wimmer die Oberlippe vor, der Appetit auf die Cremé Catalan war ihr vorerst gründlich vergangen. „Was für ein unerfreulicher Mensch.“ bemerkte sie zu ihrer Nachbarin. „In der Tat, meine Liebe. Poltert hier herum wie ein Oberst im Weinarsenal!“ scherzte Rita Bergheim, die sich bereits am dritten Glas Bier gütlich getan hatte, und den Groll in Antonias Stimme überhörte. „So einen hatten wir schon einmal hier, so einen 'Oberst'.“ Antonia rümpfte bei dem Wort die Nase, sie erhob sich ächzend von ihrem Platz, um eine weitere Flasche Bier aus dem Kühlschrank zu holen. „Im großen Krieg, da stand er eines Abends auf dem Hof. Und mit ihm fünf Mann, allesamt näher am Tod als am Leben.“ Antonia kehrte zum Tisch zurück und schenkte Bier nach. Ihr Blick ging in weite Ferne, ihre Stimme bekam einen mädchenhaften Klang, als sie von der Vergangenheit erzählte. „Der Winter war schon fast vorbei, aber trotzdem wären sie draußen zugrunde gegangen.“ erzählte sie andächtig. „Und was habt ihr dann gemacht?“ fragte Rita Bergheim, die den großen Krieg in einem anderen Bundesland erlebt hatte. „Dann haben wir Gulasch gemacht.“ sagte Antonia Wimmer resolut und stellte die leere Bierflasche auf den Tisch.

 

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Antonias Gulasch:

 

Zutaten für die Gewürzmischung: 2 Teile Paprikapulver Edelsüß und 1 Teil Paprikapulver Rosenscharf vermengen. Nach Bedarf gemahlenen, weißen Pfeffer zugeben.

Fleisch: Vom Hirsch nimmt man gewöhnlich Schulter oder Rippenfleisch, mindestens 2 Kilo. Bei der Verarbeitung von größeren Mengen Offiziers- oder Soldatenfleisches kann die Keule bedenkenlos empfohlen werden.

Zubereitung: Das Fleisch in mundgerechte Stücke schneiden und in einer Marinade aus Waldhonig, Rotwein und weißem Pfeffer ruhen lassen. In der Zwischenzeit zwei große Gemüsezwiebeln würfeln. Öl in einem hohen Topf erhitzen, die vorbereitete Gewürzmischung unter ständigem Rühren beifügen. (Hier ist größte Vorsicht angeraten, denn das Paprikapulver darf nicht verbrennen, sonst verdirbt es das Gulasch mit seinem bitteren Geschmack.) Nun die Zwiebeln zugeben und bis zur Glasigkeit anbraten, dann das marinierte Fleisch zufügen. Haben die Fleischstücke Farbe bekommen, wird mit einem guten Liter Suppe abgelöscht. Zwei Lorbeerblätter beigeben und das Gulasch zugedeckt köcheln lassen, bis das Fleisch bei geringem Gabeldruck auseinanderfällt. Vor dem Servieren mit Antonias Suppengemüse und etwas Salz abschmecken.

Als Beilage eigenen sich besonders gut hausgemachte Spätzle, dazu werden 250 Gramm Mehl, 50ml lauwarmes Wasser, 3 Eier und eine Prise Salz benötigt. Eier, Wasser und Salz verrühren und das Mehl langsam einarbeiten. Den Teig rühren, bis er fest, aber leicht fließend ist. Sollte die Masse zu flüssig sein, kann man noch etwas Mehl beimengen. Die Spätzle in kochendes Salzwasser schaben und wieder herausnehmen, wenn sie an der Oberfläche schwimmen. Die Spätzle abschrecken, abtropfen lassen und mit einem Klecks Butter in einer Pfanne anschwenken. Dazu schmeckt grüner Salat mit einem leichten Dressing.

Dessert: Herrencreme, Antonia schwört auf ihren selbstgemachten Vanillepudding, dazu braucht man 500ml Milch, 75 Gramm Puderzucker, 4 Eigelb, 30 Gramm Speisestärke und eine Vanilleschote. Die Milch wird mit dem Mark der Vanilleschote aufgekocht, in der Zwischenzeit werden die Eigelb mit dem Puderzucker aufgeschlagen, bis sich eine dicke Masse gebildet hat. Die Speisestärke unterrühren und dann die Masse, unter ständigem Rühren, zur Milch geben. Aufkochen und anschließend erkalten lassen. Für ordentliche Herrencreme empfiehlt es sich, Österreichischen Rum zu nutzen, doch Vorsicht bei der Dosierung, der Alkohol braucht eine Weile, um sein ganzes Geschmackspotential zu entfalten. Die Herrencreme könnte sonst zu kräftig werden. Den Rum mit dem Pudding verrühren, bis eine glatte Masse entsteht, grob gehackte Stücke Bitterschokolade unterheben. Die Herrencreme kaltstellen und vor dem Servieren mit einem Sahnehäubchen garnieren.

 

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Drei Wochen vergingen und Antonia Wimmer hatte die Begegnung mit dem unerfreulichen Menschen Brandt schon längst wieder vergessen, da fuhr dieser an einem späten Novembernachmittag erneut auf ihrem Hof vor. Die alte Dame, die sich zu einem ausgedehnten Mittagsschläfchen auf die Couch gebettet hatte, wunderte sich nicht wenig über sein ungeschlachtes Benehmen, der Polizeiinspektor trampelte mit lehmverkrusteten Schuhen in ihr Wohnzimmer und stellte unerwünschte Fragen. Diesmal hatte er sogar Zeit mitgebracht und so wanzte er sich unaufgefordert an Antonias Esstisch und bat um Kaffee. Frau Wimmer gewährte ihm den Wunsch und reichte ein paar selbstgebackene Kekse dazu, die der Polizeiinspektor mit großem Appetit verschlang. „Er ist also nicht wieder aufgetaucht?“ fragte sie unschuldig, während Brandt ein duftendes Ingwerplätzchen in seinen Kaffee tauchte. „Leider nicht.“ nickte der Polizeiinspektor kauend. „Es ist eine Schande.“ „Sie haben wirklich nichts bemerkt, an jenem Abend?“ Brandt verschlang den letzten Keks und starrte betrübt auf den leeren Teller mit Zwiebelmuster. Antonia Wimmer las seinen Blick, sie erhob sich langsam und holte Nachschub aus der Küche. Bei ihrer Rückkehr schenkte sie dem Inspektor ein kühles Lächeln. „Vielleicht wollte er ja ein neues Leben anfangen?“ überlegte sie laut. „Wer?“ fragte Brandt, der nur Augen für die Kekse hatte, die auf dem Teller drapiert wurden. „Na, der Junge.“ sagte Antonia. Sie setzte sich und verzog ein wenig das Gesicht, in dieser Jahreszeit machte sich ihr künstliches Hüftgelenk gerne bemerkbar. „Kann ich mir nicht vorstellen.“ brummte der Polizeiinspektor, und: „Ihnen ist also wirklich nichts aufgefallen?“ Antonia Wimmer schüttelte den Kopf. Sie setzte zu einer Antwort an, unterbrach sich selbst und versank in einem nachdenklichen Schweigen, das nicht enden wollte. Eine unangenehme Stille breitete sich im Wohnzimmer aus und Inspektor Brandt empfand ein beklemmendes Gefühl, das sich seiner vom Steißbein aufwärts bemächtigte. Wähnte er sich eben noch im Plätzchenparadies, so kehrte er nun unsanft in die harte Realität an Antonia Wimmers Esstisch zurück. Vor ihm saß eine runzlige, alte Frau und stierte mit abwesendem Blick ins Nichts. „Frau... Frau Wimmer?“ Der Polizeiinspektor schluckte trocken, beinah ehrfurchtsvoll wartete er auf eine Reaktion der betagten Dame. Doch Antonia Wimmer dachte gar nicht daran, zu reagieren. Sie stellte sich absichtlich ein wenig senil, um den Inspektor in die Irre zu leiten und von seinen Fragen abzulenken. „Frau Wimmer?“ Inspektor Brandt beugte sich in seinem Sessel nach vorn, ganz nah kam er mit seinem Gesicht an das ihre heran. Antonia nutzte den angespannten Augenblick, um aus ihrer Starre zu erwachen. Ruckartig wandte sie sich dem Inspektor zu und sah ihm direkt in die Augen. Brandt kreischte und fegte die Kaffeekanne vom Tisch.

Fragen wollte er nach diesem peinlichen Zwischenfall keine mehr stellen und fertig war er auch, das konnte er versichern. Mit hochroten Ohren ließ Brandt sich von der betagten Dame beruhigen, die es sich nicht nehmen ließ, die Scherben der Kaffeekanne selbst aufzusammeln. Erleichtert atmete er aus, als sie ihn anschließend zur Tür begleitete und mit wenigen Worten verabschiedete. Zum zweiten Mal fuhr der Inspektor mit quietschenden Reifen von Antonia Wimmers Hof. „Er wird ein wenig lästig, nicht wahr?“ fragte Antonia ihre Hunde, nachdenklich sah sie den Rücklichtern seines Wagens hinterher, die schnell in der Dunkelheit verschwanden. Zwei lange Tage und Nächte grübelte Antonia Wimmer über dem Problem, das der neugierige Polizeiinspektor für sie darstellte. Am dritten Tag, dem ersten Advent, kam ihr Frühmorgens die zündende Idee. „Er war ganz versessen auf die Kekse.“ überlegte Antonia laut, während sie die Salukis mit aufgewärmtem Einbrecher/Gemüsemix fütterte. „Bald ist Weihnachten!“ Und so fuhr Antonia Wimmer wenige Tage später mit einem adrett geschnürten Päckchen, adressiert an den netten Herrn Polizeiinspektor Brandt, Polizeistation 1; zur nächstgelegenen Poststelle. Und nur einen Tag darauf freute sich der nette Polizeiinspektor Brandt über eine liebevoll arrangierte Keksvariation, die als Weihnachtsgruß auf seinem Schreibtisch landete. Gierig, wie er nun einmal war, verschlang er die wohlschmeckenden Kekse bereits auf dem Nachhauseweg.

Rita Bergheim war es, die aus der Tageszeitung von seinem Ableben erfuhr und Antonia Wimmer davon erzählte. „Plötzliche Krankheit. Was meinst du, meinen die mit plötzlicher Krankheit?“ fragte Rita mit echter Betroffenheit in der Stimme, sie hatte ihre Lesebrille zuhause vergessen und hielt nun die Zeitung auf Armeslänge von sich, um die Todesanzeige studieren zu können. „Wahrscheinlich Herzinfarkt. Er sah ja nicht gerade gesund aus.“ antwortete Antonia, die auf einem Schemel saß und hingebungsvoll ihre Windhunde bürstete. „Theodor hieß er. Komisch, der sah gar nicht wie ein Theo aus, oder was meinst du?“ plapperte Rita Bergheim, deren Mundwerk gerne auf Autopilot schaltete, wenn ihr Gehirn überfordert war. „Das ist mir sowas von egal.“ lachte Antonia Wimmer, sie legte die Bürste zur Seite und strich glücklich über das seidenweiche Fell eines Hundes.

 

 

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Antonias Weihnachtsplätzchen:

 

Teig: 125 Gramm Butter, 125 Gramm gemahlene Haselnüsse, 125 Gramm Puderzucker, 1 Prise Neugewürz, 2 Teelöffel Zimt, etwas Salz, 280 Gramm Mehl, 1 Päckchen Vanillezucker, Digitalis (geheime Menge)

 

Kuvertüre oder Zuckerguss nach Geschmack.

 

Die Zutaten werden zu einem einfachen Teig verarbeitet (Bei der Zugabe von Digitalis ist, wie bei der Gewinnung der Droge, größte Vorsicht angeraten, denn schon geringer Hautkontakt kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Das tragen von Handschuhen wird bei der Zubereitung der Weihnachtskekse dringend empfohlen.) Nach einer Ruhezeit von 60 Minuten wird der Teig auf ca. 5mm ausgerollt, traditionell werden Sterne ausgestochen, doch man kann sich für ein beliebiges Motiv entscheiden. Die Plätzchen im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad ca. 8-10 Minuten backen. Nach dem Auskühlen können die Zimtsterne mit Kuvertüre oder Zuckerguss überzogen und ganz nach belieben verziert werden.

 

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© sybille lengauer

 

(Bild von vika-imperia550 auf Pixabay)

 

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